Lena Dieter: On the road to Tokio – Platz zwei bei der SWR-Sporthelden-Wahl 2019

Lena Dieter (TSV Amicitia Viernheim) ist im Nachwuchskader I der DTU-Para Triathleten. Lena ist von Geburt an blind und hat in ihren Rennen und im Training einen Guide dabei. Wir haben mit ihr gesprochen:

HTV: Lena, wie sind deine Chancen, im World Ranking für die Paralympics in Tokio noch unter die ersten Zehn zu schlüpfen?

Lena Dieter: Aktuell befinde ich mich auf Platz 13. Der Qualifikationszeitraum läuft für die Paratriathlet*innen noch bis zum 30. Juni. Wer sich bis dato unter den ersten zehn des Rankings befindet, startet dann in Tokio. Wir haben zwar bis Ende Juni noch einige Chancen, den Ranglistenplatz zu verbessern, aber vier Plätze in vier Monaten gutzumachen wird eine Herkulesaufgabe. Daher schätze ich das ganz klar und realistisch ein und das war auch die Bilanz aus diversen Konversationen mit dem Bundestrainer Tom Kosmehl beim Sichtungslehrgang Ende November im Bundesleistungszentrum in Kienbaum. Es wäre also schön, wenn wir in Tokio dabei sein könnten, aber es wäre für mich jetzt auch kein Weltuntergang, wenn es nicht mehr reicht.    

Über welche Streckenlänge müsstest du bei den Paralympics (25.08.-06.09.) starten?

Bei uns ist immer die Sprintdistanz (d.h. 750m, 20km, 5km) paralympisch, d.h. auch alle internationalen Qualifikationswettkämpfe werden in diesem Format abgehalten.

 Was ist für dich das Besondere an den Paralympics?

Die Paralympics sind das höchste Ziel, das man im paralympischen Triathlonsport erreichen kann.

Wie war deine Erfolgsbilanz in 2019, schließlich wurdest du ja wieder ins DTU-Kader nominiert

Ich bin mit den erzielten Ergebnissen des vergangenen Jahres sehr zufrieden. Der Bundestrainer und meine Heimtrainer äußerten sich ebenfalls sehr positiv dazu. Natürlich war die Disqualifikation im französischen Besançon Mitte Juni etwas unglücklich, aber der Rest verlief zum Glück reibungslos. In Mailand Ende April erzielten Lena Kämmerer und ich den fünften Platz. Bei der EM in Valencia landeten Delia und ich ebenfalls auf Rang fünf, in Funchal Mitte Oktober sogar auf Rang drei. Auf nationaler Ebene konnten wir bei den Deutschen Meisterschaften unsere Titel im Supersprint und Sprint erfolgreich verteidigen und über die Olympische Distanz konnten wir uns hierbei ebenfalls über den Sieg freuen.

Im Februar warst du mit deinem Guide Delia Blaess im Club La Santa in Lanzarote. Wie habt ihr vor Ort trainiert?

Wir haben uns dem Triathlon-Camp der beiden ehemaligen Profitriathleten Nicole und Lothar Leder angeschlossen. Wir nehmen bereits seit 2017 immer in der Woche vor Ostern an ihrem Camp auf Mallorca Teil und es macht immer großen Spaß, mit den beiden Zeit zu verbringen und zu trainieren. Die beiden können sehr gut mit Leistungsheterogenität umgehen und die Camps sind super organisiert, sodass man sich als Teilnehmer*in nur noch um wenige Dinge kümmern muss und sich dort voll und ganz aufs Training konzentrieren kann.   

Wie gestaltete sich euer Trainingstag?

Der Fokus des Camps lag auf dem Rad fahren, aber es wurden auch Kraft-, Athletik-, Schwimm- und Laufeinheiten angeboten. Der Tagesablauf verlief jeweils abhängig von der Trainingsgestaltung, d.h. in der Regel erfolgte eine erste Schwimmeinheit oder ein lockerer, kurzer Dauerlauf vor dem Frühstück, danach ging es aufs Rad und am Nachmittag hatte man die Möglichkeit, noch selbstständig zu trainieren oder zu regenerieren. Hierbei standen uns beispielsweise gemietete Schwimmbahnen zu bestimmten Zeitpunkten oder Krafträume zur Verfügung. Die Athlet*innen wurden bei den betreuten Trainingseinheiten in verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt.

Hast du an deinen technischen Schwächen gearbeitet?

Ja, Nicole und Lothar achten dort sehr auf die Technik und geben mir immer wertvolle Tips mit nach Hause. Meine Schwächen, an denen ich derzeit hauptsächlich arbeite, liegen in der Ausführung der Kraultechnik beim Schwimmen, der Kraft- und Grundlagenausdauer auf dem Rad und der Ganzkörperstabilität.  

Qualifikationsrennen in Abu Dhabi fällt dem Coronavirus zum Opfer

Welche Rennen hast du in diesem Jahr geplant?

Das Weltcup-Rennen in Abu Dhabi ist leider virusbedingt ausgefallen, es hätte letztes Wochenende stattgefunden. Ende April findet hoffentlich die WM in Mailand statt und im Juni würden wir gerne noch im spanischen La Coruna und wieder im französischen Besançon starten, sofern wir auf die jeweiligen Startlisten kommen. Auch die EM Mitte August im schwedischen Malmö haben wir eingeplant. Auf nationaler Ebene haben wir die drei Deutschen Meisterschaften im Sprint, Supersprint und über die Olympische Distanz geplant. Da Delia gerade im Rahmen ihres Studiums ein Auslandsjahr in La Coruna verbringt, wäre der Startplatz bei diesem Rennen natürlich besonders erfreulich.    

Du bist Ende des Jahres vom Südwestdeutschen Rundfunk für die Sporthelden-Wahl 2019 nominiert worden und man hat sogar ein Video über dich gedreht. Wie ist denn die Wahl ausgegangen?

Ich erreichte am Ende der Abstimmung Platz zwei von fünf. Das war für mich sehr überraschend und erfreulich. Irre, wie viele Leute für mich abgestimmt hatten.

Lena, vielen Dank! Wir drücken dir ganz fest die Daumen auf deinem Weg nach Tokio!

Und ich wünsche allen Leser*innen einen erfolgreichen, reibungslosen und verletzungsfreien Saisonverlauf ?