„Ich möchte dem Sport etwas zurückgeben“

Jens Schwarz ist der neue Beauftragte für Para Triathlon beim Hessischen Triathlon Verband. Um mehr Menschen mit Behinderung den Einstieg in die Sportart Triathlon zu erleichtern, hat der HTV Jens Schwarz zum Ansprechpartner für Para Triathlon ernannt. Auch Menschen mit Behinderung können an Triathlon-Wettkämpfen teilnehmen. Die momentan prominenteste Sportlerin aus Hessen ist die blinde Lena Dieter vom TSV Amicitia Viernheim.

Jens, wir freuen uns sehr, dass du dich in den hessischen Para-Triathlonsport einbringst. Wie bist du dazu gekommen?

Jens Schwarz: Ich hatte 2017 zwei Wochen vor dem Ironman Frankfurt einen schweren Fahrradunfall. Ein Auto parkte rückwärts aus, ich hatte keine Chance mehr auszuweichen. Seitdem ist mein rechter Arm gelähmt und meine Lungenfunktion ist stark beeinträchtigt. 2019 habe ich in Hamburg bei der DM im Para Triathlon zugeschaut und Blut geleckt. Ich habe mich klassifizieren lassen und möchte irgendwann selbst wieder an der Startlinie stehen.

Was bedeutet die Klassifikation, wozu ist das nötig?

Es gibt viele Arten von Behinderungen. Damit man die Wettkampfleistungen ansatzweise miteinander vergleichen kann, wird man von seinem Hausarzt untersucht und bei der Klassifizierung in die Startklasse eingeteilt. Das entspricht den Altersklassen bei nicht-behinderten Sportlern. Ich wurde in Hamburg von einer speziell dafür ausgebildeten Physiotherapeutin untersucht und in die Klasse PTS5 eingeordnet. Das bedeutet leichte Bewegungseinschränkungen. Lena ist beispielsweise Klasse PTVI, also vollständig blind.

Wie möchtest du mehr Menschen mit Behinderung zur Teilnahme an Triathlonrennen bewegen?

Zum einen sehe ich mich als Bindeglied und Vermittler. Wenn ein Sportler mit Einschränkungen Triathlon als Wettkampf betreiben möchte, muss er sich ja klassifizieren lassen. Dies ist nötig um an nationalen Meisterschaften teilzunehmen. Ich stelle den Kontakt her und möchte bei dem Prozess unterstützend zur Seite stehen. In diesem Jahr findet die Klassifizierung  beispielsweise im Juni in Berlin anlässlich der Finals statt.

Zum anderen möchte ich das Wettkampfangebot im hessischen Behindertensport gerne ausbauen. Bisher bietet lediglich der TSV Amicitia Viernheim einen Para Triathlon an. Es wäre schön, wenn sich ein Verein finden würde, der ein weiteres Rennen für diese Zielgruppe veranstaltet.

Jens, was motiviert dich zu deiner neuen Aufgabe?

Bis zu meinem Unfall war ich ein leidenschaftlicher Triathlet. Ich fühle mich dem Triathlonsport sehr verbunden und möchte ihm etwas zurückgeben. Es gibt Menschen mit angeborener Behinderung und solche, die als aktive Sportler mitten im Leben durch einen Unfall oder eine schwere Krankheit wie etwa Krebs plötzlich mit Einschränkungen durchs Leben gehen müssen. Warum soll es letzteren verwehrt bleiben, weiter Ausdauersport zu treiben und an Wettkämpfen teilzunehmen? Und umgekehrt, wenn man wie Lena ohne Sehkraft geboren wird, warum soll man nicht trotzdem Schwimmen, Laufen und Radfahren und sich miteinander vergleichen?

Jens, wir freuen uns auf deine Ideen und wünschen dir alles Gute bei deinem eigenen Trainings-Wiedereinstieg.*

Jens Schwarz ist unter der Mail paratriathlon@hessischer-triathlon-verband.de erreichbar.

*Anmerkung der Redaktion: Jens hat wieder mit dem Rennradtraining begonnen. Er fährt zwischen 20 und 40 Kilometern am Stück und will an einem Para Triathlonrennen starten.