Seit dem 09. Mai ist Vereinssport unter Vorgaben in Hessen wieder erlaubt. Die Eintracht Frankfurt hat ihren Trainingsbetrieb im Freien im Laufbereich ab dem 12. Mai wieder aufgenommen. Wir haben mit Georg Heckens, Abteilungsleiter der Triathlonabteilung am Telefon gesprochen.
HTV: Georg, wie hast du dich zur Wiederaufnahme des Vereinstrainings vorbereitet?
Georg Heckens: Wir haben nach der Bekanntgabe sofort alle Verordnungen, Regeln und Handlungsempfehlungen der Verbände und des Landes Hessen durchgelesen und uns mit den Verwaltern der unterschiedlichen Sportflächen abgestimmt, denn die Regelungen können je nach Verband und Sportfläche unterschiedlich ausfallen. Für die Nutzung des eintracht eigenen Geländes habe ich mit unserem Präsidenten Peter Fischer diesbezüglich telefoniert. Mir war es ganz wichtig, dass Training im Verein unter Berücksichtigung aller Sicherheitsmaßnahmen zu starten.
Wie oft und wo trainiert ihr jetzt outdoor?
Wir bieten momentan an vier Tagen auf zwei unterschiedlichen Sportflächen Lauftraining für Erwachsene an. Auch unser Jugendtraining haben wir für die Jugendlichen in kleinen Gruppen wieder gestartet. Die jüngeren Kinder müssen noch pausieren, da ihnen das Einhalten der Abstandsregeln alterstypisch schwerer fällt.
Was müsst ihr dabei beachten?
Georg: Zum einen müssen wir im Falle einer Infektion unter den Teilnehmern Infektionsketten nachvollziehen können. Aus diesem Grund müssen sich die Teilnehmer für jedes Training vorab anmelden und von den Trainern werden Anwesenheitslisten geführt . Diese Listen werden für drei Wochen aufbewahrt und danach aus Datenschutzgründen entsorgt. Zum anderen müssen wir genau auf die vorgegebenen Abstände und damit verbunden auf eine maximale Teilnehmerzahl pro Training achten. Mit dem Hauptverein haben wir eine maximale Anzahl von 14 Athleten pro Training auf der Laufbahn festgelegt und hiermit bei den bisherigen Trainings gute Erfahrungen in der Umsetzung gemacht. Geachtet werden muss auch darauf, dass Gegenstände nicht gemeinsam berührt werden dürfen. So muss z.B. die Matte beim Athletiktraining, die wir normalerweise vom Verein ausstellen, jetzt von jedem Teilnehmer selbst mitgebracht werden.
Wie realisiert ihr auf der Bahn das Einhalten der 15 Meter-Abstandsgrenze unter Belastung?
Wir führen hauptsächlich Techniktraining und 100 Meterläufe durch. Generell wird von keinem der Trainer hochintensives Training angeboten, um das Immunsystem nicht zu stark zu belasten. Bei unserem ersten „wirklichen“ Training abseits unseres großen virtuellen Angebotes hatten unsere Trainer einen Zollstock dabei, um die Abstände gut darstellen zu können. So hat jeder erkannt, wieviel sogar beim Stehen 2 Meter sind.
Beim Lauftraining muss der Abstand seitlich 2 Meter betragen, nach vorne und hinten sogar 15 Meter. Wir lassen also jede 2. Bahn frei, das entspricht exakt 2 Meter. Zudem starten jeweils 2 Läufer bei den Sprints mit ausreichendem Abstand gemeinsam. Die nächsten beiden Läufer starten zeitversetzt, d.h. erst dann, wenn die vor ihnen Laufenden nach 20 Metern bei einer optischen Markierung angelangt sind. Sollte ein Läufer dennoch überholen müssen, schert er 15 bis 20 Meter hinter dem vor ihm Laufenden aus und geht zum Überholen auf die Außenbahn. Damit wird kein Athlet der unsichtbaren Tröpfchenwolke ausgesetzt. Außerdem stellen sich die Sportler nach Geschwindigkeit auf, wir fragen die 10 Kilometerzeit ab und die schnellsten gehen dann nach vorne.
Werden Kontrollen durchgeführt?
Die Polizei kontrolliertstichprobenartig, wie die Vereine sich an die Corona-Regeln halten. Als einer der größten Vereine Frankfurts steht die Eintracht besonders im Fokus. So wurde in einer unserer Abteilungen gleich am ersten Sonntag der Wiederaufnahme kontrolliert. Da wir uns vorab gut informiert hatten und uns um die Einhaltung der Regeln bemühen, gab es keine Beanstandungen. Kleiner Hinweis noch an dieser Stelle – Die Abstandsregeln gelten nicht nur die Sportler, sondern auch für Zuschauer rund um die Sportfläche. So müssen z.B. Eltern ihre Kinder beim Training abgeben und direkt das Sportgelände wieder verlassen und dürfen nicht am Bahnrand zuschauen – auch nicht einzeln.
Wie oft dürft ihr die Sportanlagen nutzen, ist auch eine Alleinnutzung möglich?
Vor Corona durften unsere Mitglieder mit Mitgliedsausweis und im Vereinstrikot zu jeder Zeit allein auf der Bahn laufen. Das geht nun nicht mehr. Wir haben ganz begrenzte Zeitfenster, auf denen wir nur als Verein mit Trainer oder Übungsleiter auf die Sportplätze dürfen.
Wie kommt der vorsichtige Wiedereinstieg in das Vereinstraining bei euren Mitgliedern an?
Die finden es natürlich super. Der soziale Aspekt ist neben dem Bewegunsgedanken ein ganz entscheidender Faktor, warum Menschen in Vereinen gemeinsam Sport treiben. Alle halten sich konsequent an die Regeln und zeigen Disziplin. Unsere Anmeldelisten für unser Trainingsangebot waren in kürzester Zeit gefüllt.
Wie sieht es mit dem Radtraining aus, bei eurem Samstagstraining mit Treffpunkt an der Friedberger Warte sind in Summe über 100 Aktive in verschiedenen Gruppen dabei?
Das führen wir momentan nicht durch. 50 Meter Abstand nach vorne und hinten, so wie es die DTU und der HTV empfehlen und zu zweit nebeneinander mit 2 Metern Abstand, das ist einfach nicht realisierbar. Wir beobachten natürlich laufend die Lage und sollte sich an den Empfehlungen etwas ändern, werden wir umgehend reagieren. Im Übergang stellen wir unseren Mitgliedern im eigenen Intranet eine umfangreiche Auswahl von Strecken rund um Frankfurt auf Garmin oder Strava zur Verfügung, damit auch im Einzeltraining keiner auf schöne Ausfahrten verzichten muss.
Georg vielen Dank für deine Antworten. Euer Konzept zum stufenweisen Übergang in den Vereinsbetrieb unter Beachtung unserer Handlungsempfehlung ist für unserere Vereine eine praxisbezogene Richtlinie, wie sie gemeinsames Training unter Corona anbieten können. Wir wünschen euch alles Gute, auch in der Ideenfindung weiterer an der Situation angepasster Trainingsangebote!
Bild: Techniktraining der Triathlonabteilung der Eintracht Frankfurt im Stadion am Riederwald mit Abteilungsleiter Georg Heckens (links)/Foto Eintracht Frankfurt Triathlonabteilung.