Virtuelles Training als kommunikative Plattform für das Team
„Warten Sie, bis der Host dieses Meeting beginnt“, ist auf dem Bildschirm meines Laptops zu lesen. Ich sitze in meinem Wohnzimmer mit Blick über die Wetterauer Felder bis zum Feldberg und habe mein rotes T-Shirt von der Sprint-DM in Düsseldorf an. Am Athletiktraining des Triathlon Team DSW Darmstadt möchte ich heute Abend als Gast über Zoom teilnehmen, die Isomatte liegt schon auf dem hellgrauen Teppich.
19:29 Uhr, nichts passiert auf meinem Laptop. Gut, dann mache ich erstmal bisschen Zugseil nach dem Plan meines Schwimmtrainers. #Wirschwimmenzuhause denke ich frustriert. Um 19:32 Uhr sehe ich auf einmal mehrere kleine Bilder auf meinem Laptop: Hannah, Finja, Benny, Thomas, Uwe und noch mehr Namen stehen jeweils darunter. Der Ton geht erst nicht, aber nach kurzer Zeit werden wir von der Moderatorin Jana freigeschaltet. Benny, Cheftrainer der Darmstädter Bundesliga-Teams fragt, ob alle da sind. Dann führt Eva mit Übungen für die Beinachsen und den Rumpf souverän durch das Programm. Im dritten Teil besprechen die Athleten beim Dehnen die Osterferien-Challenge. Thomas fragt, da er keinen Urlaub habe, ob er den Radteil mit 3 Kilometern max auch an einem anderen Tag machen könne. Zudem wird beschlossen, eine Strava-Gruppe #giroacasa für den internen Wettbewerb zu gründen.
Nach kurzer Verabschiedung – am Donnerstag steht das nächste Online-Training an – loggen sich alle aus. Ich mache mein Zugseilprogramm noch zu Ende. Dafür, dass ich eigentlich bis auf das Schwimmen gerne allein oder zu zweit trainiere, hat das gemeinsame Athletiktraining richtig Spaß gemacht. Und ich habe gar nicht gemerkt, dass ich eigentlich allein im Wohnzimmer Seitstütz, Trocken-Delfin oder Unterarmstütz gemacht habe und die Kommunikation virtuell stattfand.
„Für uns steht die persönliche Komponente, das Socializing beim Teletraining im Vordergrund“, sagt Benjamin Knoblauch vom Triathlon Team DSW Darmstadt. „Deswegen gibt es nach dem angeleiteten sportlichen Teil immer einen interaktiven Part, in dem wir uns austauschen. Das Webspace ist momentan der einzige Ort, wo wir als Team zusammenkommen. Normalerweise wären wir jetzt in Cesenatico im Trainingslager“, sagt der Pädagoge. Deswegen gibt es für die nächsten beiden Wochen eine besondere Challenge für sein Team. #Giroacasa heißt der Wettbewerb, sogar eine Siegerehrung mit Online-Preisverleihung ist für nach den Ferien geplant: Auf dem Rad, beim Laufen oder im Athletikbereich sind verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Natürlich muss alles gestoppt, und in Strava hochgeladen, die Liegestütz sogar gefilmt werden.
„Nur im GA1-Bereich zu trainieren halte ich für wenig sinnvoll, denn irgendwann geht es wieder in den Wettkampfbetrieb“, sagt Knoblauch. Seine Athleten sind jedenfalls mit Begeisterung dabei und freuen sich auf den bevorstehenden Vergleichswettkampf.